Geschichtlicher Hintergrund des Langbogens
Ursprünge und erste Erwähnung
Der Langbogen, eine historische Form des Bogens, ist seit der Mittelsteinzeit in Europa archäologisch nachgewiesen. Die ältesten erhaltenen Bogenfragmente stammen aus dem Mesolithikum, bis zu etwa 10.000 Jahre alt. Der älteste auf englischem Gebiet gefundene Bogen datiert auf 2690 v. Chr. und wurde in Meare Heath, Somerset, gefunden.
Entstehung des Englischen Langbogens
Die Entwicklung des Englischen Langbogens, einer spezifischen Form, ist nur spärlich dokumentiert. Im Jahr 449 n. Chr., als König Vortigern das heutige Wales überfiel, tauchte der Langbogen auf den Britischen Inseln auf. Die Waliser, beeindruckt von dieser Waffe, lernten die Kunst des Bogenschießens von den Wikingern. Mit der Zeit wurde der Langbogen zu einer nationalen Waffe in Wales und spielte einige Jahrhunderte lang eine entscheidende Rolle in Schlachten.
Technische Details des Langbogens
Bauweise und Funktionsweise
Der Langbogen ist ein einfach geformter, stabförmiger Bogen mit profiliertem Querschnitt. Er unterscheidet sich von anderen Bogenarten durch seine Länge, die etwa der Größe des Bogenschützen entspricht, und dadurch, dass die Bogensehne den Bogen nur an den Sehnenaufhängungen berührt.
Materialien und Einsatz
Traditionell wurden Langbögen aus Eibe oder Ulme hergestellt. Der englische Langbogen des Spätmittelalters, bekannt für seinen massenhaften Einsatz in Schlachten, bestand meist aus Eibenholz. Die Bogensehne bei mittelalterlichen Langbögen bestand entweder aus Lein oder Fasern der Brennnessel.
Durchschlagskraft
Langbögen zeichneten sich durch hohe Zuggewichte aus, die weit über denen heutiger Sportbögen lagen. Die hohe Durchschlagskraft der Pfeile ermöglichte es, Kettenrüstungen, Plattenrüstungen oder sogar Eichenplatten zu durchschlagen. Berichte besagen, dass Pfeile des Langbogens Türen aus massiver Eiche durchdringen konnten.
Konstruktion des Langbogens
Herstellungsprozess
Im Mittelalter wurden Langbögen hauptsächlich aus Eibenholz gefertigt. Die Herstellung erforderte, dass die Außenseite (Rücken des Bogens) über die gesamte Bogenlänge denselben Jahresring aufweist, um Aufreißen zu vermeiden. Die dem Schützen zugewandte Bauchseite wurde aus dem Kernholz vorsichtig ausgedünnt, um eine gleichmäßige Biegung der Wurfarme zu erzielen.
Verwendete Materialien
Neben Eibe wurden auch Esche und Ulme für den Bogenbau verwendet. In der heutigen Zeit werden weitere Hölzer wie Osage Orange und Robinie genutzt.
Technische Verbesserungen
Die Entwicklung führte zu verschiedenen Querschnittsdesigns, um die Druckfestigkeit zu erhöhen. Der D-förmig profilierte Englische Langbogen stellte hohe Anforderungen an die Druckfestigkeit des Holzes, was durch flachere und breitere Wurfarme verbessert wurde.
Unterkategorien des Langbogens
Englischer Langbogen
Der Englische Langbogen, bekannt für seine Verwendung in mittelalterlichen Schlachten, bestand meist aus Eibenholz und hatte einen tiefen D-Querschnitt. Er war über 1,80 m lang und zeichnete sich durch eine runde Bauchform aus.
Japanischer Langbogen (Yumi)
Der japanische Langbogen, bekannt als Yumi, ist eine weitere Variante des Langbogens. Er ist bekannt für seine asymmetrische Form und Länge, die den Einsatz vom Pferderücken aus ermöglichte. Der Yumi wird aus einem Holzkern mit mehreren Bambusschichten hergestellt.
Einsatz des Langbogens in bedeutenden Konflikten
Schlüsselrolle in Schlachten
Der Langbogen spielte eine entscheidende Rolle in zahlreichen mittelalterlichen Schlachten. Ausgebildete Langbogenschützen konnten in einer Minute bis zu zehn Pfeile abschießen und waren in der Lage, Reichweiten von bis zu 200 Metern zu erzielen.
Bedeutende Schlachten
Besonders prägend war der Einsatz des Englischen Langbogens in den Schlachten von Crécy (1346) und Azincourt (1415) während des Hundertjährigen Krieges. Diese Schlachten zeigten die Überlegenheit der Bogenschützen gegenüber der damals veralteten Taktik der Ritter.
Bekannte Spitznamen des Langbogens
Aufgrund seiner Bedeutung in der Geschichte und in verschiedenen Kulturen hat der Langbogen im Laufe der Zeit mehrere Spitznamen erhalten. Allerdings sind spezifische Spitznamen oder volkstümliche Bezeichnungen für den Langbogen in der historischen Literatur selten dokumentiert. Der englische Langbogen wurde oft einfach als „The Longbow“ bezeichnet, was seine charakteristische Form und Größe hervorhebt.
Quellen zum Langbogen
Für eine vertiefende und akademisch fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema Langbogen empfehlen sich folgende Quellen:
- Clark, J.G.D. (1963). „Neolithic Bows From Somerset, England, and the Prehistory of Archery in North-West Europe“. Proceedings of the Prehistoric Society, XXIX, 50-98.
- Seehase, Hagen; Krekeler, Ralf (2001). „Der gefiederte Tod. Die Geschichte des englischen Langbogens in den Kriegen des Mittelalters“. Verlag Angelika Hörnig.
- Hardy, Robert (1993). „Longbow: A social and military history“. Lyons and Burford.
- Kaiser, Robert E. (1980). „The Medieval English Longbow“. Journal of the Society of Archer-Antiquaries, Volume 23.